this would be a safe space

Handstickerei auf Leinwand, Sisalseil, Schraubgläser, Wasser, Essigessenz, Öl, Stickrahmen, Schneckenhäuser
etwa 400cm x 300cm x 200cm
2019

Mit ihrem Haus schützt sich die Schnecke vor äußeren Einflüssen. Bei jedem Schlurp trägt sie es auf ihrem Rücken, zieht sich bei Gefahr ganz darin zurück und verschließt manchmal gar die Tür, um zu überdauern. Sie baut ihr Haus ständig aus und flickt Beschädigungen um diesen Schutz zu erhalten. Dafür nimmt sie sehr viel Kalk zu sich – manche Schneckenart zersetzt hierfür sogar Steine.
Das Schneckenhaus als sicheren Ort finden wir auch in sprachlichen Bildern: „Die Schnecke trägt ihr Haus bei sich, weil sie den Nachbarn nicht traut.“ Wer von einer Auseinandersetzung überfordert ist – „zur Schnecke gemacht wurde“ – „zieht sich ins Schneckenhaus zurück“ um sich in Ruhe zu erholen.
Neben der Assoziation mit häuslicher Sicherheit, galt die Schnecke auch lange als Symbol für Weiblichkeit und macht heute von sich Reden, weil sie sich einer binären Geschlechterkonstruktion entzieht. Für mich liegt in diesen Assoziationen ein spannender Widerspruch: Frauen, Lesben, inter, nichtbinäre, trans und agender + Personen sind insbesondere im häuslichen Bereich gefährdet, Gewalt zu erleben.
Dieser Gegensatz ist Anlass der Installation, die die Auswirkungen psychischer Gewalt im sozialen Nahraum nachvollzieht. Gerade da, wo wir verletzlich sind, lauern Sätze, die zunächst liebevoll klingen mögen und doch geeignet sind, uns klein zu halten. Oft sind diese Sätze nur schwer zu entlarven, weil sie gesellschaftlich eine hohe Wertung haben.
Wer sich anvertraut, sollte erfahren, dass das eigene Sein und intime Bedürfnisse wahrgenommen oder erfragt werden. All zu leicht verschwinden diese jedoch hinter den Projektionen des Gegenübers.
So ist es anerkannt, wenn der Partner einer Person, die einen sexualisierten Übergriff erlebt hat mit Aggression gegen den Täter reagiert, statt den Fokus auf die Bedürfnisse der betroffenen Person zu legen.
Elternschaft wird derart romantisiert, dass viele vergessen, dass nicht alle, die sich als Eltern bezeichnen, das für die betreffenden Kinder sind. Manche berufen sich auf Elternschaft, um ein Kind emotional an sich zu binden. Andere sehen eine Tochter und verkennen, dass sie tatsächlich einen Sohn oder ein nichtbinäres Kind haben.
Solche vielleicht gut gemeinten Worte, geben weder Sicherheit noch Raum zur Heilung. Viel eher fügen sie weitere Verletzungen hinzu. In der Installation wird der Trug hinter solchen Worthüllen Stück für Stück entlarvt: Die betreffenden Schneckenhäuser lösen sich im Laufe der Ausstellung auf. Ein wirkliches Zuhause bleibt nur da, wo die individuellen Bedürfnisse Platz haben.

Deutsche Übersetzung der gestickten Texte:

„meine Liebe,
blos habe ich mich vor dir hingestellt und dir mein Herz ausgeschüttet damit du mich verstehen kannst.
und du hast genickt und gelauscht und deine sanften Worte um mich gelegt um mich vor Schaden zu schützen. aber diese Worte bröckeln.“

„ich werde Dich beschützen. Er wird meine Freundin* nicht nochmal anfassen.“

„du wirst immer meine Tochter sein“

„wie kann ich dich unterstützen?“

Hand embroidery on canvas, sisal rope, screw jars, water, vinegar essence, oil, embroidery hoop, snail shells.
approx. 400cm x 300cm x 200cm
2019

With its house, the snail protects itself from external influences. With every slow motion, it carries it on its back, retreats into it completely in case of danger and sometimes even closes the door in order to survive. She is constantly extending her house and repairing damage to maintain this protection. To do this, it consumes a lot of lime – some snail species even decompose stones for this purpose.
We also find the snail’s shell as a safe place in sayings: „The snail carries its shell with it because it doesn’t trust its neighbours.“ Those who are overwhelmed by an argument – „have been made a snail“ – „retreat into the snail’s shell“ to recover in peace.
In addition to the association with domestic security, the snail was also long considered a symbol of femininity and today makes a name for itself because it defies a binary gender construction. For me, there is an exciting contradiction in these associations: women, lesbians, inter, non-binary, trans and agender + people are at risk of experiencing violence, especially in the domestic sphere.
This contradiction is the reason for the installation, which traces the effects of psychological violence in the social sphere. Especially where we are vulnerable, sentences lurk that may sound loving at first and yet are capable of keeping us down. Often these sentences are difficult to expose because they have a high social value.
Those who confide should experience that their own being and intimate needs are perceived or inquired about. All too easily, however, these disappear behind the projections of the other person.
For example, it is recognised when the partner of a person who has experienced a sexualised assault reacts with aggression against the perpetrator instead of focusing on the needs of the person concerned.
Parenthood is romanticised to such an extent that many forget that not all who call themselves parents are parents to the children in question. Some invoke parenthood to emotionally attach a child to themselves. Others see a daughter and fail to realise that they actually have a son or a non-binary child.
Such words, perhaps well-intentioned, do not provide security or space for healing. Rather, they add further injury. In the installation, the deception behind such word shells is exposed over time: the snail shells in question dissolve in the course of the exhibition. A real home only remains where there is room for individual needs.

The embroidered texts:

„my love,
bare I stood in front of you and poured out my heart into your cup of tea.
and you sipped and listened and lay your tender words around me to shield me from harm.
it is just that they crackle.

„I`ll protect you. He will not touch my gxrlfriend again.“

„you will always be my daughter“

„how can I support you?“